Blockflöten gehören nicht ins Etui, Gitarren nicht in den Kasten und Pianodeckel dürfen schon gar nicht geschlossen werden.  Es muss optischen Durchzug geben.  Jede Taste und jede Saite, die man sieht, ist eine Aufforderung, darauf zu spielen.  Ihr werdet staunen, wie viel öfter Eure Kinder plötzlich musizieren.
In der zweiten Klasse war es dann meine Lehrerin, Frau Greti Gaffner, die meinen Eltern empfahl, mich doch ins Konservatorium zu schicken.  Ich hatte jeweils lauthals protestiert, wenn ihre Geige allzu fest verstimmt war.  Sie hingegen, keineswegs verstimmt, nahm Kontakt mit meinen Eltern auf.  Ich wurde von Direktor Brun geprüft, für tauglich befunden und erhielt ein Stipendium.
Obwohl ich selber mit Frau Rosmarie Bandli eine tolle Klavierlehrerin hatte, strotzte das Konsi damals vor Intoleranz und Borniertheit gegenüber anderer Musik.  Wegen unüberbrückbarer ideologischer Differenzen - ich hatte es gewagt, wiederholt, in voller Lautstärke und erst noch mit anhaltender Begeisterung, im Übungsraum Boogie-Woogie zu fegen - verliess ich diese lebensfeindliche Stätte.  Die Liebe zur klassischen Musik aber hat mich glücklicherweise nicht verlassen und noch weniger der Wunsch nach etwas mehr Toleranz zwischen den verschiedenen Musikern und Stilrichtungen.

In meiner Zeit am «Atlantic College» in Wales, 1966-1968, spielte ich in verschiedenen Jazz-Formationen, wurde aber bald auch ein grosser Freund angelsächsischer Folklore.  Dies führte nach meiner Rückkehr in die Schweiz fast automatisch zur Gründung des Trios "Peter, Sue & Marc». Mit den heimgebrachten Folksongs stiess ich bei Sue und Marc auf offene Ohren.
1975 veröffentlichte ich im «Zytglogge Verlag», parallel zu meinen Trioaktivitäten, meine erste Dialekt-LP, D Schnapsbrönnerei im Paradies.  Ich fand wenig Zeit, solo auftreten zu können, da die Anlässe des Trios Prio-rität hatten.  Immerhin, «D Schnapsbrön-nerei» wird noch heute im Radio gespielt, u.a. weil - wie ein Moderator mir gestand bei diesem Einmannbetrieb in den Lokalradios man mal ordentlich auf's Klo kann.  Das Lied hat nämlich die äusserst nützliche Länge von fast sieben Minuten.  Ob ich deshalb als Songschreiber beleidigt sein sollte?  Mitnichten,
D i e s e Marktlücke muss man zuerst einmal finden!

Um mein Psychologiestudium an der Uni Bern zu finanzieren, habe ich während mehrerer Jahre auch Gitarrenunterricht gegeben.  Ich wohnte in einem Einzimmerhäuschen, einer ehemaligen Baubaracke, unter der Autobahn, in der „Äusseren Enge“ in Bern.  Die innere Enge, bzw. der Platzmangel im klitzekleinen Häuschen war derart gross, dass ich unter meinem alten Flügel auf einer Matratze schlafen musste.  Nicht gut für das Selbstwertgefühl, denn, wenn ich nachts irgendwo am Flügel meinen Kopf anstiess, hat's immer so bedenklich hohl geklungen.
Bei Kaffee und Kuchen brachte ich also Alt und Jung “Finger-Picking“ auf der Gitarre bei.  Die Fans werden es mir danken: Auch dem spätere Gitarristen von Züri-West, der als Schüler meinen Kursus buchte, konnte ich das Gitarrespielen nicht verleiden.

Durch den steigenden Bekanntheitsgrad des Trios und durch die zahlreichen TV-Sendungen lernte ich mit den Jahren viele andere Interpreten und Interpretinnen kennen.  Einem jungen Mann, der es schon in den verschiedensten Richtungen versucht hatte, riet ich, doch in seinem etwas schwer verständlichen, aber um so schöneren Dialekt zu singen.  Ich baute ein altes Volksliedmotiv musikalisch und textlich aus und schrieb einen neuen Versteil. "Michel Villa" landete alsbald mit Dr Tiifel isch gschtorbu in der Hit-Parade.

Auf einer Tele-Kreuzfahrt im Mittelmeer, im Herbst 1976, hörte ich fasziniert Mostafa zu, dem Trompeter der „Pepe Lienhard Band“, der für einmal zum ganz grossen Horn gegriffen hatte.  Die Töne, die er dem Alphorn entlockte, waren erstaunlich.  Für jeden eidgenössischen Almöhi fast eine Beleidigung, was dieser Perser da mit Leichtigkeit hinlegte.

Mit einiger Eurovisionserfahrung gesegnet, war mir ziemlich schnell klar, dass das Alphorn und die Band, in einen griffigen Song verpackt, eigentlich Furore machen müssten.  Sie taten es auch.  Die Swiss Lady wurde einer der ganz grossen Schweizer-Hits und plazierte sich auch international in den Charts.
v.In.r. George Walther, Christian von Hofmann, Pino Gasparini, Laico H. Burkhalter, Mostafa Kafa‘i 
Azimi, Pepe
 

Hinter der «Pepe Lienhard Band" belegte damals «Paola» in der Schweizer Ausscheidung, auch mit einem Lied von mir, mit Livre blanc den zweiten Platz.  Wir beschlossen, es später nochmals zu versuchen, Cinéma hat dann auch gesiegt und „Paola“ die Schweiz mit einem Spitzenplatz würdig vertreten.

Paola
 
 
 

Auf dem Trio-Label veröffentlichte ich auch Produktionen mit einer andern grossen Stimme: «Piera Martell».  Wer diese Sängerin mit der "Blues-Röhre" einmal live erlebt hat, wird das nicht so schnell vergessen.  Carolina und What a feeling sind zwei der schönsten Aufnahmen aus dieser Zeit.
Beny Rehmann, der Trompeter vom Dienst, kam auf ungewöhnlichem Weg zu einer meiner Melodien.  Nicht etwa, dass Beny bei mir für eine Komposition angefragt hätte, es war ein Produzent aus Holland, der ihm vorschlug, eine Melodie, die er irgendwo gehört hatte und die sich seiner Meinung nach für Trompete besonders gut eignen würde, einzuspielen.  So kam sie von Holland wieder in die Schweiz zurück, wo sie mit einem Text versehen wurde und fortan Meine erste Trompete hiess.

Die wohl skurrilsten Tage erlebte ich mit «Pfuri, Gorps und Kniri», die ähnliche Musik machten, wie ihre Namen klingen.  Was die drei Typen altem Gerümpel an Tönen entlockten, war schon hörenswert.  So was Uriges, dachte ich, müsste man als Gegenpol an die Glitzer-Gala, den „Grand Prix Eurovision“, bringen. Die gestylten Damen und Herren würden ordentlich degoutiert sein, wenn die mit ihrem Gerümpel auffahren würden, So war's denn auch.  Von der Schwierigkeit, dem israelischen Zoll klar zu machen, dass es sich beim Staubsauger um keine Bombe und bei der Giesskanne ebenfalls um ein Musikinstrument handelte, bis zum Schlaganfall des Regisseurs, als die drei Trödler ihren Krempel auf der Bühne entleerten, es war für mich und meine beiden Kollegen Sue und Marc, die Trödler & Co gesanglich unterstützten, ein riesiges Gaudi.  Ich habe in meinem Leben noch nie so viel gelacht, wie am Empfang des Bürgermeisters von Jerusalem, an dem „Pfuri“ in einem weissen, mit feinen schwarzen Streifen versehenen Anzug erschien, der in Wirklichkeit das aufgemöbelte Barchent-Pyjama seines Grossvaters war.  Die drei Trödler hatten wirklich was drauf in Sachen Recycling.
Aber nicht alle Länder fanden unsere Darbietung lustig.  Einzig Österreich goutierte den Humor und die Parodie und verschenkte uns Leidgenossen das Maximum, nämlich dreizehn Punkte, noch für einen ebensolchen Platz reichte.

„Peter, Sue und Marc" im Abfallrausch mit den drei Trödlern "Pfuri, Gorps und Kniri“
 
 


zruck zur Houptsiite